Leserbrief von Simon Hummler, Steinheim
Lieber Leser,
Als Student Erneuerbarer Energien habe ich mich mit der Thematik des Solarparks Küpfendorf auseinandergesetzt, da mir die nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung unserer Heimat besonders am Herzen liegt. Es ist erfrischend, dass das Thema Erneuerbare Energien besonders jetzt in der Corona-Krise Bestandteil einer solchen Diskussion geworden ist und ich freue mich immer über eine sachliche und fundierte Argumentation. Gerne lege ich dazu meine Gedanken dar.
Eine Großflächennutzung wie der Solarpark Küpfendorf ist selbstverständlich immer ein zu diskutierender Eingriff und bedarf einer umfassenden Diskussion. Ich selbst war in naher Vergangenheit von einem Bürgerentscheid in der Region Rottenburg (Neckar) betroffen, in welchem es um ein großflächig angelegtes Gewerbegebiet ging. Im Gegensatz zu einem solchen ist eine PV-Anlage wie sie nahe Küpfendorf installiert werden soll, keine Flächenversiegelung. Im Gegenteil: Die Aufständerung lässt viel Raum für Wildwuchs und somit einen ökologisch wertvollen Platz für natürliche Wiesen, welche auch trotz der Verschattung durch die Module gute Bedingungen zum Wachstum finden. Diese Wiesen bieten zum einen Lebensraum und schattigen Rückzugsort für viele Tiere und schonen zum anderen die Böden durch eine extensive statt intensive Nutzung.
Somit bietet die Anlage schon passiv ein Plus an Ökologie und somit einen indirekten Mehrgewinn an Lebensraumqualität.
Des weiteren spricht die simple Konstruktion dafür: Die Ständer werden aufgebaut und die Module angeschlossen – und irgendwann auch wieder genauso einfach abgebaut. Eine PV-Anlage produziert im Betrieb weder Emissionen, noch muss sie mit irgendwelchen gefährlichen Stoffen betrieben werden. Somit wird kein verseuchtes Brachland hinterlassen, sondern ein erholter und gesunder Boden, welcher sofort wieder genutzt werden könnte.
Erneuerbare Energien bieten durchaus eine Herausforderung für das Netz. Durch die schwankende Einspeisung im Vergleich zu den Großkraftwerken, welche Kohle- oder Atomenergie in Strom umwandeln, muss ein gutes Management bestehen, um die Stabilität zu gewährleisten (egal ob eine Großanlage Erneuerbarer Energien oder viele kleine Privatanlagen).
Jedoch steht Deutschland selbst im europäischen Vergleich herausragend gut dar, wie durch den geringen Wert an Netzausfallszeit („Stromausfälle“) nicht nur messbar belegt, sondern sicherlich von jedem auch subjektiv bestätigt werden kann. Speziell mit dem Thema Blackoutmanagement in Deutschland durfte ich mich auch persönlich ausführlich im Zuge einer Studienarbeit mit Kontakt zu diversen Netzbetreibern befassen, weshalb ich hier unserem Stromnetz ein großes Potential zusprechen kann, auch bei weiterem Ausbau von Erneuerbaren Energien.
Abschließend halte ich auch die Platzierung der Anlage nicht für eine Beeinträchtigung. Durch die flache Bauweise ist das Solarfeld bereits hinter der nächsten Hügelreihe besonders bei uns auf der von Senken durchzogenen Schwäbischen Alb nicht mehr zu sehen. Trotzdem ist der Park nahe Küpfendorf und vermeidet somit lange und teure Überlandleitungen.
Zudem ist beim Ausbremsen jedes Erneuerbaren-Energien-Projekts die Dampfsäule eines Atommeilers oder ein weithin sichtbares Kohlekraftwerk die Alternative – beides kein Gefühl der Sicherheit für die Zukunft unserer Heimat. Der zusätzliche Ausbau von Heimanlagen ist wünschenswert und auch ich persönlich befürworte dies (Anm: Dieser Brief wird mit Solarstrom von meinem Dach geschrieben), reicht bei den aktuellen Zahlen an Installationen allerdings nicht für die nachhaltig verträgliche Umgestaltung unserer Energielandschaft. Auch kann eine freistehende Großanlage viel besser ausgerichtet werden als auf einem Dach und Verschattung spielt kaum eine Rolle.
Nicht nur aus persönlichem Anliegen, sondern auch aus fachlicher Sicht befürworte ich daher den Solarpark, da er der Umgebung unmittelbar zugute kommt und unserer Heimat ein weiteres Statement für den Willen zur klimaneutralen und sicheren Energie darstellt. Im Sinne der Gemeinschaft und künftiger Generationen spreche ich mich daher für ein klares Nein zur Aufhebung des Anlagenbaus aus.
Mit freundlichen Grüßen
Simon Hummler, Student von Erneuerbaren Energien